Worum geht es eigentlich?
- B K

- 17. Aug.
- 5 Min. Lesezeit

Seit vielen Jahren bin ich nun Teil der „Familie“ des Hundezentrums HSS®️.
Der so andere Ansatz im Hundetraining hat mich damals, bei meinem ersten Besuch dort, sofort gepackt – und über die Zeit durfte ich unzählige wundervolle, erstaunliche und tief bewegende Veränderungen und Erfolge bei Hunden und Menschen beobachten, die ihren Umgang und ihr Training am HSS®️-Konzept ausgerichtet haben.
Ich habe gezielt geplante Vergesellschaftungen von Hunden erlebt, die so berührend und erfüllend für die Tiere waren, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, Hunde ohne das Wissen um ihre Persönlichkeitstypen (nach HSS®️) und den damit verbundenen, typgerechten Umgang zusammenzuführen – weder im Alltag noch im Training.
Ich habe Hunde gesehen, die sich selbst abgeschaltet hatten, um durchs Leben zu kommen – und die durch die Analyse und die passende Begleitung plötzlich wieder „da“ waren. Deren Augen wieder leuchteten. Deren wahres Wesen wieder zum Vorschein kam.
Ich habe aggressives Verhalten gesehen, das mit dem richtigen Verständnis auf einmal gar nicht mehr nötig war, endlich therapiert werden konnte und nicht mehr nur gedeckelt werden musste.
Ich kenne viele Hunde, die wirklich sie selbst sein dürfen – jenseits von „funktionieren müssen“ oder ständiger Anpassung.
Hunde, die ausgeglichen in ihrer Mitte ruhen und souverän und resilient durchs Leben gehen. So schön zu sehen!
Ich kenne zahlreiche Mensch-Hund-Teams, deren tiefe Verbundenheit aus einem echten Verständnis füreinander gewachsen ist – so eng, dass man meint, sie könnten die Gedanken des anderen lesen.
Ich sehe jeden Tag Hunde, die – weil sie wissen dürfen, wer sie sind – anderen Hunden helfen können, ebenfalls ein Stück mehr in ihre eigene Mitte zu finden.
Hunde, die andere in ihren Sorgen, Nöten und Bedürfnissen auffangen können.
All diese faszinierenden Entwicklungen haben mich über die Jahre tief eintauchen lassen in die Welt von HSS®️und mich inzwischen stark geprägt.
Ich habe dort meine Ausbildung zur Hundeverhaltenstrainerin absolviert, die Weiterbildung im typengestützten Verhaltenstraining durchlaufen.
In diesem Jahr stehen noch zwei weitere Fortbildungen an – darunter eine, die auch den Menschen stärker in den Blick nimmt. Denn der gehört ebenso zum System wie der Hund.
Das ist die Zukunft!
Ich habe viel investiert – und bereue keinen einzigen Schritt.
Ich bin nach wie vor zutiefst überzeugt von diesem Weg, dem Konzept, dem Training und dem Umgang nach HSS®️.
Für mich ist es der richtige Weg in der Hundewelt.
Vielleicht nicht in jeder Einzelheit für jeden Menschen – aber an den Grundsätzen kann man nicht vorbeisehen.
Und doch bin ich gerade müde.
Müde davon, mich immer wieder erklären oder gar rechtfertigen zu müssen.
Müde davon, belächelt oder sogar angegriffen zu werden, für den Weg, den ich mit Hunden gehe und warum ich diesen Weg gehe.
Oft sind es gerade Menschen, die selbst nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen – Menschen, die lange Zeit ihres Lebens mit Anpassen, Verstellen, Verzweifeln und Maskieren verbracht haben – die da ganz vorne mit dabei sind, wenn es um Ablehnung geht.
In der Menschenwelt sind neurodivergente Menschen heute sichtbarer, präsenter, selbstbewusster. Sie klären auf – und das ist gut so.
Aber bei Hunden bleiben ausgerechnet diese Menschen oft an alten Mustern hängen.
Sie klammern sich regelrecht an überkommene Methoden und Denkweisen.
Dass auch Hunde sich anpassen, sich verstellen, sich selbst verlieren – das sehen sie nicht.
Ich mache nicht jedem einen Vorwurf. Aber diesen Menschen schon.
Denn sie wissen aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es ist, nicht so leben zu dürfen, wie man wirklich ist.
Sich ständig verstellen zu müssen.
Nie für das geschätzt zu werden, was man ist.
Gerade sie müssten es besser wissen.
Und dann sind da noch die Hundetrainer:innen aller Couleur.
Anstatt sich zu öffnen, neue Gedanken zuzulassen, mal über den Tellerrand zu blicken – verschließen sie sich.
Sie machen dicht, schlagen drauf, rufen nach Mitläufern.
Manchmal fühlt es sich an wie Schulhof. Achte Klasse.
Ich verstehe, dass es Angst macht, gewohnte Pfade zu verlassen – besonders, wenn man damit sein Geld verdient.
Neues Denken zulassen? Weiterdenken? Für die Hunde? Schwierig!
Da ist es leichter, sich gegen das zu wenden, was bedrohlich wirkt.
Bedrohlich deshalb, weil es das eigene Denkgebäude ins Wanken bringen könnte.
Denn wer sich als Trainer, der sich auskennt, auf diesen Weg einlässt, kann nicht mehr wegsehen.
Dieses Wissen, diese Erfahrungen, diese Entwicklungen – sie lassen sich nicht mehr ignorieren.
Ich bin auch müde, weil die Entwicklung hier im Norden langsamer vorangeht, als ich es mir gewünscht habe.
Ich wohne 550 km vom Hundezentrum HSS®️ entfernt. Ich bin die Strecke schon viele Male gefahren. Am liebsten wäre ich noch viel öfter dort.
Mit meinen Ausbildungen wollte ich HSS®️ hier im Norden verankern.
Angebote schaffen, Menschen und Hunden helfen.
Aber das ist nicht so einfach.
Da kommen viele Herausforderungen zusammen: mein Alter, meine begrenzte Zeit, kein eigener Hundeplatz, die oft fehlende Bereitschaft, für Training Geld in die Hand zu nehmen – oder sich selbst auf den Weg nach Pforzheim zu machen, wenn ich etwas (noch) nicht hier anbieten kann.
Es braucht Idealismus und Engagement. Und noch mehr Menschen, die anderen helfen wollen – Hunden und ihren Menschen. Die nicht nur auf sich selbst schauen.
Nur so kann hier eine Gemeinschaft wachsen, die das Konzept von HSS®️ trägt und verbreitet.
Ich bin müde, weil ich ständig das Gefühl habe, kämpfen zu müssen:
Um Kund:innen, um Interesse, um Verständnis für den Hund.
Ich wünsche mir, dass die Menschen freiwillig und aus echtem Interesse zu mir und zu HSS®️ kommen – nicht, weil sie überredet oder gezogen werden.
Und so werde ich meine Pläne reduzieren.
Meine Angebote anpassen.
Es muss alles machbar und wirtschaftlich bleiben.
Dabei ist in meinem Kopf so viel – so viele Ideen, so viele Möglichkeiten, Menschen zu erreichen und zu begeistern.
Jetzt hat das Universum mich unerwartet ausgebremst.
Wie lange? Ich weiß es nicht.
Ob ich wieder genauso anknüpfen kann? Keine Ahnung.
Das muss ich abwarten.
Gerade bin ich auf meinen persönlichen Bereich reduziert.
Und auch unser eigener Zuwachs in der Hundegruppe hat uns in den ersten Wochen vor große Herausforderungen gestellt. Auf vielen Ebenen.
Da ist jetzt gerade meine Energie hier notwendig, um jetzt alles auf einen guten Weg zu bringen.
Auch das hat sicher einen tieferen Sinn.
Und doch: Ich bleibe.
Auch wenn ich müde bin. Auch wenn es schwer ist.
Denn hinter all dem Frust, der Erschöpfung und den Stolpersteinen steht etwas, das mich nach wie vor tief berührt:
Die Überzeugung, dass Hunde echte Persönlichkeiten sind – und dass sie Menschen brauchen, die das sehen, fühlen und ihnen gerecht werden wollen.
Das ist die Zukunft im Hundetraining! Das ist der richtige Weg!
Wie auch immer man es dann trainingstechnisch umsetzt, die Grundlage für alles ist dieses tiefere Wissen.
Ich weiß nicht, wohin mein Weg mich noch führen wird. Vielleicht verändert sich alles. Vielleicht wird manches erstmal wieder kleiner.
Aber was ich gelernt habe, kann mir niemand nehmen.
Und das, was ich in dieser Zeit erlebt habe – mit Hunden, mit Menschen, mit mir selbst – trägt mich weiter.
Nicht zu vergessen die Gruppe von Menschen und Hunden, die sich seit dem November 2023 hier gebildet hat. Engagierte Hundehalter:innen, die ebenso bleiben, auch wenn es mal schwierig ist. Die, genau wie ich, anderen Hunden helfen wollen. Die, genau wie ich, hier oben im Norden eine Anlaufstelle für interessierte Menschen bieten wollen. Auch diese Gruppe trägt mich weiter.
Vielleicht geht es nicht darum, groß zu werden. Sondern echt zu bleiben. Echt in dem, was man tut.
Und dem Timing des Lebens zu vertrauen. ❤





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