Müssen Hunde Kommunikation lernen?
- B K

- 22. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Eigentlich kommen Hunde doch schon mit allem auf die Welt, was sie für Kommunikation brauchen. Schon in den ersten Wochen – im Zusammensein mit ihren Geschwistern und der Mutter – üben sie spielerisch, neugierig und manchmal auch frech, wie man sich als Hund verständigt. Sie erfahren, wie Nähe entsteht, was passiert, wenn man es übertreibt, und wie man in Verbindung bleibt. Und im besten Fall lernen sie auch, wie sich eine liebevolle, aber klare Korrektur durch einen erwachsenen Hund anfühlt – und warum sie wichtig ist.
Die Fähigkeit zu kommunizieren ist also tief in ihnen angelegt. Vielleicht sogar genetisch verankert – ein Teil ihres natürlichen Wesens.
Und doch erleben wir immer wieder Hunde, die scheinbar nicht „verstehen“, was andere ihnen sagen. Oder solche, die selbst nicht so kommunizieren, dass sie wirklich gehört werden.
Warum ist das so?
Können sie es nicht – oder haben sie es einfach verlernt?
Müssen Hunde also Kommunikation lernen?
Eigentlich nicht. Aber manchmal müssen sie sie wiederfinden.
Denn Kommunikation funktioniert nicht zwischen allen Hunden gleich gut. Manche passen wunderbar zueinander – ihre Signale greifen ineinander wie zwei Zahnräder, klar, ruhig, selbstverständlich.
Andere dagegen scheinen aneinander vorbeizureden. Da hakt es, stockt, wird übersehen oder missverstanden – und schon entstehen Spannungen.
So wie auch bei uns Menschen.
Der Grund liegt meiner Erfahrung nach meist in den unterschiedlichen sozialen Strukturen und Persönlichkeiten der Hunde. Manche begegnen sich auf einer gemeinsamen Ebene, verstehen sich mühelos. Andere brauchen Zeit und Anleitung, um sich aufeinander einzustellen. Und manche finden einfach gar keinen gemeinsamen Rhythmus – ganz so, wie wir Menschen auch nicht mit jedem in Resonanz gehen.
Im Konzept vom Hundezentrum HSS® nennt man die Hunde, wo die Kommunikation ineinandergreift "passende Bindungspartner".
Hier findest du mehr dazu: Hundesozialstrukturen | Nordburger Waldhunde
Erschwerend kommt hinzu, dass viele Hunde im Laufe ihres Lebens beim Menschen einen Teil dieser feinen Sprache verlieren. Oft beginnt es schon in Welpengruppen, in denen wild gerauft wird, Grenzen übertreten werden und kaum jemand auf die stillen, zarten Signale achtet.
Und auch wir Menschen tragen dazu bei – meist ganz unbewusst. Wir sehen die feinen Zeichen unserer Hunde nicht oder deuten sie falsch, und reagieren deshalb nicht so, wie es der Hund bräuchte.
Ein kleines Beispiel:
Ein Welpe möchte eigentlich gar nicht so viel angefasst werden. Beim Streicheln legt er die Ohren an, reißt Augen und Maul weit auf, schmatzt, gähnt, windet sich, wird unruhig.
Viele Menschen denken dann: „Ach, er freut sich so!“
Doch in Wahrheit versucht der kleine Hund nur zu sagen: „Das ist mir zu viel.“
Wenn seine Signale aber keine Wirkung haben, macht er eine entscheidende Erfahrung: Seine Sprache wird nicht gehört.
Und so verstummt sie nach und nach – oder sie wird lauter, deutlicher, vielleicht sogar unangenehm. Ein Knurren, ein Steifwerden, ein Schnappen.
Auch zwischen Hunden passiert genau das, wenn ihre Kommunikation nicht ineinandergreift: Die Signale werden immer klarer, bis sie endlich wahrgenommen werden.
Wenn wir Menschen lernen, die Sprache der Hunde wieder wirklich zu sehen, zu fühlen und zu verstehen, entsteht etwas Wunderschönes: Wir können fein reagieren, achtsam führen, aufrichtig zuhören.
Unser Hund spürt: „Mein Mensch versteht mich.“
Und in diesem Moment verändert sich etwas Grundlegendes – Vertrauen wächst, Selbstsicherheit entsteht, die Beziehung wird tiefer. Der Hund erfährt Selbstwirksamkeit: Er kann etwas ausdrücken und wird gehört. Und wir dürfen erleben, wie aus bloßem Zusammenleben eine echte Verbindung wird – getragen von gegenseitigem Verstehen.





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