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Will ein Hund sich weiterentwickeln?

  • Autorenbild: B K
    B K
  • 14. Dez. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

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Eine etwas herausfordernde Frage, die mir in meiner Beschäftigung mit HSS und den Kommunikationsstrukturen unter Hunden schon ein paar mal gestellt wurde. Ich hatte darauf in der Situation nie eine klare Antwort, musste immer eine Weile drüber nachdenken. Und auch jetzt tue ich mich schwer damit, ganz pauschal ja oder nein dazu zu sagen.


Grundlegender Sinn und Zweck der Arbeit nach und mit HSS ist, dass Hunde sich weiterentwickeln. Dass sie immer ein Stück weiter in ihre eigene Mitte kommen und so möglichst souverän und ausgeglichen durchs Leben gehen können. Verbesserung von Führung und Umgang allgemein gehört natürlich auch untrennbar dazu.


Viele Hunde haben, ausgelöst durch verschiedenste äußere Umstände, ein Rollenverhalten angenommen, welches nicht ihrem inneren Wesenskern entspricht. Hunde sind grundsätzlich so harmoniebedürftig, dass sie sich, wie wir Menschen ja auch, den unterschiedlichsten Bedingungen anpassen können, damit es nicht zu Konflikten kommt. Das ist auch sehr sinnvoll, denn das Leben ist nunmal nicht allzeit ideal. Da macht es Sinn, dass sie sich auf die verschiedensten Situationen und Gruppen einstellen können.

Situativ ist das auch alles völlig in Ordnung und auch gewollt, bleibt dieses Rollenverhalten jedoch dauerhaft bestehen, dann hat es meistens Auswirkungen. Wie wir Menschen auch, können Hunde, die sich dauerhaft verstellen müssen, Auffälligkeiten entwickeln. Zum Beispiel ein übersteigertes Kontrollverhalten, was vielleicht durch eine Überforderung ausgelöst wird. Eine unverhältnismäßige Härte durch zu viel Verantwortung oder fast schon depressives Verhalten, wenn sie immer untergebuttert oder gemobbt werden. Das kann sogar soweit gehen, dass sie tatsächlich körperlich krank werden davon.


Nun ist es aber mitunter genau dieses Rollenverhalten, welches dem Hund in seiner Situation erstmal Sicherheit bietet. Das kennt er, weiß wie es läuft, damit kommt er grob zurecht. Da weiß er, was er hat. Das ist seine Komfortzone. Veränderungen sind erstmal beängstigend. Auch das ist uns Menschen nicht unbekannt.


Und so kann es anfangs anstrengend für den Hund sein, aus seiner Komfortzone herausgehen zu müssen. Vielleicht fordert ein von der Kommunikationsstruktur passender hündischer Partner in einer therapeutischen Begegnung genau das von ihm ein, weil er weiß, dass es ungesund ist, in dieser Rolle zu verbleiben und nicht er selbst zu sein. Möglicherweise wehrt sich der Hund erstmal dagegen.


Manche Persönlichkeitstypen machen es ihren Besitzern auch schwer, die empfohlenen Maßnahmen umzusetzen. Sie tun tatsächlich manchmal so, als wären sie die ärmsten geprügelten Hunde der Welt. Schaut man genauer hin, dann klammern sie sich mit Zähnen und Klauen an ihre Rolle. Oft sind es die selbstständigen Partner, die (wie wir es ein wenig provokativ aber nett gemeint ausdrücken) ein Krönchen auf haben und von ihren Besitzern ein bisschen wie Prinzen oder Prinzessinnen behandelt werden. Das kommt leider dem Hang zum Kontrollverhalten der selbstständigen Partner entgegen und verstärkt diese Verhaltensauffälligkeit.

Aus menschlicher Sicht absolut zu verstehen, ist das für den Hund aber eben leider nicht förderlich. Diese Hunde können nicht abgeben und sich in eine vertrauensvolle Führung fallen lassen, sondern hängen sehr fest in ihrem Kontrollthema. Und das tut ihnen nicht gut. Sie werden körperlich fest und oft auch hart zu anderen Hunden.


Andere Hunde mit festgefahrenem Rollenverhalten und Verhaltensauffälligkeiten sind noch viel krasser! In alle möglichen Richtungen. Das hier alles zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen.


Und nun nochmal die Frage: will der Hund sich also weiterentwickeln?


Ich glaube aus sich selbst heraus tatsächlich erstmal nicht.

Die Erfahrungen haben aber gezeigt, dass, wenn sie aus ihrer Komfortzone, aus ihrem Rollenverhalten erstmal raus gekommen sind, sie sich sehr viel zufriedenerer und gelöster zeigen können. Als hätte man eine Last von ihren Schultern genommen.

Meiner Meinung nach ist es unsere Verantwortung, den Hunden in unserem Rahmen das bestmögliche Leben zu ermöglichen. Dazu gehört dann auch mal etwas, was für den Hund anfangs unangenehm sein kann. Aber für mich zählt das Ergebnis, dass der Hund in seiner Mitte sein kann.


Denn was hat er sonst? Ein Verbleiben in den Verhaltensauffälligkeiten, in den unguten Systemen, in den krankmachenden Strukturen…

Ich weiß, dass sich Menschen für sich selbst durchaus dafür entscheiden, wenn sie die Wahl haben.

Aber hat der Hund eine Wahl?


Der Visionär übrigens - einer der Persönlichkeitstypen nach HSS - ist aus seinem Wesenskern heraus IMMER daran interessiert, ALLE Hunde in ihre Mitte zu bringen.

Der Visionär ist der Hundetyp mit der größten sozialen Kompetenz und der Dreh- und Angelpunkt einer Gruppe. Er sorgt sich um alle, er hat von allen die beste Version im Kopf und versucht, dorthin mitzureißen.

In allen Bereichen der Führung von Hunden können wir uns an einem souveränen Hund dieses Typs ein Beispiel nehmen.

Ich denke, hier ebenso!


Foto: Bellis Fotografie - Claudia Feldbusch


 
 
 

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