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Wer korrigiert wen wie und was bewirkt das?

  • Autorenbild: B K
    B K
  • 20. Feb. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Jan.


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Nach einem Medienbericht über die Frage „Was ist Gewalt in der Hundeerziehung?“ ergab sich kürzlich zufällig dieses Thema. Meine inzwischen intensive Beschäftigung mit den Hundesozialstrukturen und dem dazugehörigen Kommunikationssystem unter Hunden und letztlich der Gedankenanstoß von Aylin Notzon vom Hundezentrum HSS® (Video in der Gruppe Hundesozialstrukturen) haben mir da eine Perspektive eröffnet, über die ich gerne berichten möchte.


Über viele Hundetrainingsrichtungen wird vermittelt, dass der Mensch den Hund körpersprachlich korrigieren soll, wenn der Hund etwas lassen soll.

Wie das gemacht wird, ist ja recht unterschiedlich. Die einen vermitteln das mit Berührung, die anderen ohne und nur rein energetisch. Bei den einen ist die Intensität für die meisten Hunde ähnlich, einige machen das sehr vom Hund abhängig.

Da gibt es ein paar Sätze, die ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen noch im Kopf habe:

„Die Korrektur muss auch richtig ankommen“, „Korrektur immer auf Level 10 des Hundes“, „da musst du mal richtig mit Wums korrigieren“ „der Hund muss erstmal ins Zuhören gebracht werden“, „der Hund muss ins Rückwärtsdenken gebracht werden“... So soll der Mensch den Hund nachhaltig dazu bringen, unerwünschtes Verhalten zu lassen. Wenn das klappt, ist der Mensch kompetent und souverän.


Ein erfahrener Hund kann einen anderen Hund auch so korrigieren, dass die Korrektur nachhaltig ankommt, der korrigierte Hund also erstmal keine Fragen mehr hat und diese Grenze nicht so schnell wieder überschreitet. Hunde tun dies also untereinander. Ich habe es schon bei verschiedenen Hunden in live und auf Videos beobachten können und war davon oft sehr beeindruckt.

Als Ziel hatten die Übungen also, dass der Mensch wie ein souveräner und kompetenter Hund handelt und korrigiert. Dafür werden Korrekturen geübt und die Wirkung am Hund überprüft. Oft coachen Trainer die Menschen in dieser Energiearbeit dementsprechend.


In den letzten Monaten durfte ich erfahren und beobachten, wie bezüglich der Kommunikation zueinander passende Hunde dies tun. Richtig geklickt in meinem Kopf hat es aber erst, als Aylin es in einem Video zu dem Thema Gewalt in der Hundeerziehung nochmal deutlich machte. Wobei meine Überlegungen sich jetzt gar nicht explizit auf das Thema Gewalt beziehen.


Wie also korrigieren Hunde einen anderen Hund?

Das kommt natürlich sehr auf den Hund an, jedoch kann man öfter beobachten, dass sehr erfahrene Hunde manchmal ein ganz schönes Brett verteilen. Und danach ist Ruhe im Karton! Das Gegenüber hält die Füße still, denkt rückwärts, hört endlich zu, nimmt sich zurück. Kann man unterschiedlich ausdrücken.

Videos von solchen Aktionen werden im Internet oder in Webinaren gerne als Beispiel für eine erfolgreiche Korrektur gezeigt und beeindrucken die Zuschauer (auch mich) sehr. Die Wirkung solch einer Korrektur erscheint nachhaltig, weswegen manche Hundetrainer sagen, korrigier deinen Hund lieber einmal mit hoher Energie, als ständig auf niedrigem Level.


In der letzten Zeit habe ich allerdings einige sehr erfahrene Hunde kennen gelernt, die das ganz anders machen.


Es ist ja allgemeiner Konsens, dass es unterschiedliche Hundetypen gibt, die unterschiedliche Persönlichkeiten und verschiedene Aufgabenbereiche und Kompetenzen haben. Darunter gibt es Hunde, die von ihrer Kommunikationsstruktur her die gleiche Sprache sprechen, und welche, die in Gesprächen eher aneinander vorbei reden. Ich bezeichne das jetzt mal als passend und unpassend, was ich aber völlig wertfrei meine. Und es gibt Hunde, die andere Hunde führen und welche, die geführt werden. Leader und Partner, die selbstständig oder unselbstständig sein können. Ganz vereinfacht gesagt.

Schaut man jetzt, wer da wen wie korrigiert, dann sieht man, dass ein erfahrener Leader einen passenden Partner ganz anders „korrigiert“, als mit einem solchen Brett. Man erkennt, dass es dem Leader gar nicht vornehmlich darauf ankommt, den Partner ruhig zu stellen und einfach nur „lass das“ zu sagen.

Geht der Partner den Leader an, zB wegen eines Ressourcen-Problems oder wegen einer anderen Aggressionsproblematik, dann lässt der Leader dies vielmehr an sich abgleiten. Er geht nicht hart dagegen, weicht eher sehr weich ein wenig aus, bleibt aber beharrlich im Gespräch. Grenzen setzen ja, in den Boden stampfen nein! Sehr erfahrene Leader können erkennen, wann es zu viel Druck ist und dosieren das dann extrem gut und an den Hund angepasst. Es ist also eher ein „Versuch es doch mal anders“ als ein „lass das“. Ohne dass der Partner aussteigt oder durch zu viel Druck in den Übersprung geht oder nur noch eingeschüchtert kleine Brötchen backt.

Der Unterschied in der Wirkung ist immens! Der so korrigierte Hund wird eben nicht einfach nur abgestellt, sondern erhält so die Chance, sich mit seinem Fehlverhalten auseinanderzusetzen und es ggf. in der Situation schon selbst zu verändern. Dafür bekommt er dann auch sofort eine positive Rückmeldung des Leaders in Form von Sozialgesten.

Der passende Leader ist also daran interessiert, dem anderen Hund zu helfen, sich weiter zu entwickeln, etwas zu lernen und ihn nicht einfach nur abzustellen. Mit einer Brett-Korrektur kann der andere Hund nichts lernen. Was jetzt nicht heißt, dass ein Leader seinem Partner nicht auch mal sagt, dass er einfach mal die Füße stillhalten soll. Nur ist er insgesamt viel mehr an einem weiterführenden Miteinander interessiert als an einem stumpfen Begrenzen. Und diese Korrektur erscheint auch nicht unverhältnismäßig, wie es bei dieser Brett-Korrekturen doch öfter der Fall ist.

Diese Brett-Korrekturen kann man natürlich auch beobachten, nur finden die vornehmlich zwischen unpassenden Hunden statt, also zwischen Hunden, die eher aneinander vorbei reden. Nach den Hundesozialstrukturen passende Leader tun dies nicht. Und demzufolge gibt es auch nicht DEN Hund, der ALLE korrigieren kann.

Im Übrigen gibt es durch aus auch nicht wenig Partnerhunde, die selbst auch korrigieren. Durchus auch mal ihren passenden Leader, wenn der mal über die Stränge schlägt.


Für mich ergibt sich daraus eine sehr veränderte Sicht darauf, wie ich als Mensch meinen Hund korrigieren möchte oder sollte. Denn auch ich bin auf jeden Fall an einem Miteinander interessiert. Daran, dass mein Hund aus sich heraus andere Lösungen findet, sich weiterentwickeln und lernen kann.




 
 
 

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