Was steckt eigentlich wirklich in deinem Hund?
- B K

- 18. Feb. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. März 2022

Wir alle kennen Berichte über souveräne Hunde. Jene mit Führungskompetenzen, die in sich ruhen, die andere Hunde führen können. Wobei… wie sieht Führung denn überhaupt aus? Aber das ist ein anderes Thema! Berichte über diese Hunde, die dafür sorgen, dass es in Gruppen kein wildes Gerenne gibt und alle "die Füße still halten". Die, deren Ansagen ankommen. Die, welche die Szenerie betreten und alle sind beeindruckt, die einfach cool sind, die alles überblicken, die mit Veränderungen umgehen können und die gute Entscheidungen treffen.
Und dann die Berichte über Hunde, die sich ganz anders verhalten: die oft sehr aufgeregt sind, keine gute Stressregulation haben, mit Reizen überfordert sind und schon schreien, wenn die Mülltonnen vorm Haus mal anders stehen, als gewohnt. Die nicht zur Ruhe kommen können. Die, denen die Nerven durchgehen, die keine Außenwahrnehmung haben, die sich nicht im Griff haben. Die in Hundegruppen rein donnern und wild alles aufmischen. Die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, von Schwanzjagen über Allesausblenden bis hin zum Nachvorngehen und Beißen.
Oder von denen, die sich komplett in sich zurückziehen, wie in eine geschlossene Muschel.
Die sind doch nicht souverän und kompetent, oder?
Je nachdem, wie der Hund sich verhält, wird er von manchen Hundetrainern irgendwie „einsortiert“ und der Halter erhält Handlungsempfehlungen für den Umgang und die Führung.
Es ist ja schon mal gut, wenn nicht für alle Hunde das gleiche Trainingsprogramm gemacht wird, was es ja leider auch sehr oft in Hundeschulen gibt.
Hier wird also individueller geschaut! Okay… aber wonach werden denn hier die Hunde „bewertet“? Meistens nach ihrem aktuell gezeigten Verhalten. Daraus leitet man dann ab, was für ein Typ der Hund grundsätzlich sein soll.
Leute… ernsthaft? Stellt euch mal vor, jemand schaut sich an, wie ihr euch in einer Situation nach außen hin benehmt und schließt dann daraus auf euer komplexes inneres Wesen, auf euren Grundcharakter. Geht das gut? Stimmt das überein? Und benehmt ihr euch denn in allen Settings gleich? Bei der Arbeit, mit Freunden, in der Familie, auf einer Party…?
Wenn sich also jemand mit fremden Menschen, oder welchen, die er nicht so mag, zurückhaltend zeigt, ist er dann automatisch immer ein introvertierter Typ? Was, wenn nur die äußeren Gegebenheiten dazu führen, dass man sich nicht so zeigen kann, wie man ist? Oder was, wenn ein Mensch einfach gelernt hat, sich zu verstellen, weil das im jeweiligen Setting nun mal besser ankommt oder ihm das Leben erleichtert? Landet man da nicht ganz schnell in einer Schublade, in die man gar nicht gehört?
Ich denke, genauso geht es auch oft bei den Hunden! Hunde zeigen sehr oft ein Rollenverhalten, welches sich durch äußeren Gegebenheiten entwickelt hat und welches NICHT mit dem eigentlich zugrunde liegenden Persönlichkeitstyp des Hundes übereinstimmt.
Wie schnell wird nun einem unsicheren Nervenbündel von Hund jegliche Führungskompetenz abgesprochen, wie schnell wird er als durchgeknallte Konfettibombe mit Murmeln im Kopf abgestempelt…
Und dann wird das Trainingskonzept erarbeitet. Auf der Grundlage seines aktuell gezeigten Verhaltens.
Dabei bleibt unerforscht, wer der Hund denn HINTER dem gezeigten Verhalten eigentlich wirklich ist. Was er für Kompetenzen hätte, wenn er sich nach außen frei und authentisch zeigen könnte.
Völlig unabhängig davon bin ich übrigens der festen Überzeugung, dass ALLE Hunde kompetent sind und souverän sein können. Sie es eben nur nicht immer zeigen können. Aber das ist auch ein anderes Thema. #persönlichkeitsentwicklung
Gute Konzepte für Einschätzungen sehe ich bei manchen Hundetrainern. Das sind meiner Meinung nach die, welche ein wirklich gutes Gefühl für Hunde haben, die sich wirklich in den Hund hinein versetzen können und das wirkliche Wesen hinter dem Verhalten durchschimmern sehen.
Doch was machen sie daraus? Zum einen können sie oft nicht genau sagen, woraus sie ihre Ahnung über den zugrundeliegenden Hundetyp ziehen. Können nicht sagen, woran sie das festmachen. Es sozusagen nicht beweisen oder nachvollziehbar aufzeigen. Oft sagen sie dann „der fühlt sich so an…“. Und haben damit wahrscheinlich wirklich oft Recht. Nur belegen können sie es eben oft nicht. Und damit wird es dann natürlich unsicher, abhängig vom der Wahrnehmung des jeweiligen Menschen, mit allen Störungsfaktoren, die wir Menschen eben so haben.
Und dann ist die große Frage für mich, haben sie wirklich den richtigen Typ erkannt? Wie kann ich das als Kunde, als Mensch zu dem Hund denn wissen? Passen die Handlungempfehlungen wirklich zu meinem Hund?
Ausnahmen bestätigen hier die Regel, gerade im Aggressionsbereich weiß ich von Menschen mit großer Erfahrung und großen Erfolgen in der Arbeit mit diesen besonderen Hunden!
Ich bin ein sehr skeptischer Mensch! Ich lasse mir ungern etwas erzählen, was ich nicht selber verstehen, nachvollziehen oder im besten Fall reproduzieren kann.
Daraus entwickelten sich große Vorbehalte gegenüber Einschätzung von Hundepersönlichkeiten, die nur durch Menschen passieren, weil ich nicht nachvollziehen kann, woraus der Mensch seine Erkenntnisse zieht. Klar, es wird immer die große Erfahrung angeführt. Trotzdem… wir Menschen sind so fehlbar, so abhängig von äußeren Einflüssen.
Und wenn ich dann noch sehe, dass dieses „Wissen“ allein bei nur einer Person liegt, die es nicht weitergibt, es vielleicht gar nicht weitergeben kann, weil das meiste aus einem Gefühl heraus passiert, dann kann ich da kein Vertrauen haben.
Und meine Erfahrung hat gezeigt, dass ich recht habe damit. Dass diese Einschätzungen in vielen Fällen eben nicht den eigentlichen Hundetyp treffen, sondern nur sein Verhalten an der Oberfläche.
Versteht mich nicht falsch, wenn man nur und ausschließlich an dem oberflächlichen Verhalten arbeiten will, ist das ja alles legitim. Geht nur mMn am Wesen des Hundes vorbei, bringt nichts und verschlimmert im schlimmsten Fall die ganze Sache.
Was ich nicht begreifen kann ist, dass die Leute, die eigentlich den grundlegenden Hundetyp ermitteln wollen, es aber mehr schlecht als recht nur aus ihrem Gefühl heraus machen, ohne es (auch für sich selbst) belegen zu können, nicht offen sind für Systeme, in denen diese „Beweise“ aufgezeigt werden können. In denen nicht nur Menschen, sondern hauptsächlich andere Hunde einschätzen, welche akribisch beobachtet wurden, wie sie sich mit welchem Hundetyp verhalten, deren Anzeigen klar belegt und reproduzierbar sind.
Stattdessen heißt es dann „der ist ein Chamäleon“, „der zeigt sich noch nicht richtig“, „der entwickelt sich noch“, „der ist noch zu jung“. Alles nur, weil der Mensch vielleicht nicht klar sieht!
Ist das wirklich zum Wohle des Hundes?
Keiner soll seine Erfahrung und seine Überlegungen über Bord werfen, aber zieht es doch einfach mal in Betracht!
Schaut es euch mal an!
Vielleicht ist es die Ergänzung, die euer gutes Gefühl für Hunde einfach beweisbar macht und die euch tatsächlich echte Sicherheit in eurer Einschätzung geben kann. Zum Wohle des Hundes!





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