Kommunikation ist keine Einbahnstraße
- B K

- 19. Feb. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. März 2022

Eins der Ziele eines Hundehalters ist, dass der Hund möglichst unmittelbar reagiert, wenn der Mensch etwas von ihm möchte. Dass der Hund in allen Lebenslagen ansprechbar ist, prompt auf seinen Namen reagiert, dem Menschen gut zuhört. Die Ohren nicht auf Durchzug schaltet, den Menschen nicht ignoriert, nicht denkt „ja, später vielleicht“ und erstmal das tut, was ER gerade will. Doch wie erreicht man das? Je nach Trainingsmethode oder Philosophie gibt es unterschiedliche Ansätze dafür. Die einen nutzen die operante Konditionierung und belohnen von Beginn an eine Reaktion des Hundes auf Ansprache. Mit Clicker, Leckerlie, verbalem Lob oder einer anderen für den Hund angenehmen Konsequenz. In der Folge wird der Hund dieses Verhalten häufiger zeigen, um die Belohnung zu bekommen. Die anderen verknüpfen eine Missachtung der Ansprache mit einer für den Hund negativen Konsequenz. Da wird dann zB auf den Boden gestampft oder laut in die Hände geklatscht, ein Warngeräusch gemacht, an der Leine geschüttelt (natürlich nicht geruckt!) oder, wenn der Hund sich in der Nähe des Menschen befindet, es wird auch mal der Hund angestupft (natürlich nicht geschlagen!) oder körpersprachlich begrenzt. Oder etwas angenehmes weggenommen. Der Hund wird in der Folge häufiger auf die Ansprache reagieren, damit es keine negative Konsequenz für ihn hat. Ganz grob gesagt. In beiden Fällen lernt der Hund „okay, es ist besser, wenn ich auf Ansprache reagiere“. Dazu braucht es eine gewisse Anzahl an Wiederholungen, damit diese Verhaltensweise auch zuverlässig gezeigt wird. Reicht das aus, um ein so hochsoziales und intelligentes Lebewesen wie den Hund für den Menschen so ansprechbar zu machen, wie der Mensch sich das wünscht? In allen Situationen? Oder trügt uns da die vermeintliche Sicherheit? Von einigen Hundetrainern wird empfohlen, nicht immer darauf einzugehen, wenn der Hund VON UNS Aufmerksamkeit möchte. Da heißt es „wer Aufmerksamkeit bekommt, der führt!“ oder „lass dich doch nicht gängeln von dem Tier, DU bist der Chef!“ oder „streichel ihn nicht, wenn ER das will, sonst schwächst du deine Position!“. „DU beginnst Spiel und beendest es!“ Der Hundehalter soll den Hund also zeitweise und relativ willkürlich ignorieren, um nicht Gefahr zu laufen, dass der Hund meint, er wäre jetzt der König der Welt. Ich will jetzt gar nicht an irgendwelchen Methoden herumkritisieren. Sie haben alle ihre Berechtigung, jedes Hund-Mensch-Team ist anders und jeder kann den Erziehungsweg wählen, den er für richtig hält. Das meiste funktioniert, sauber gearbeitet, ja auch wirklich gut. In den meisten Situationen. Nur reicht das? Was macht es mit dem Hund, wenn es nur um Belohnung oder Strafe geht, wenn er mit uns in Verbindung kommt? Wir wünschen uns doch eine Kommunikation mit dem Hund. Ganz abgesehen davon, dass man gar nicht NICHT kommunizieren kann, möchten wir doch, dass der Hund uns WIRKLICH zuhört. Hunde können so wahnsinnig fein kommunizieren. Sie haben da einen unglaublich offenen Kanal für und nehmen alles auf, was an Signalen vom Menschen kommt. Ob wir die nun bewusst senden, oder unbewusst. Aber was, wenn nun vom Menschen an sich einfach nicht viel kommt? Wenn es nur um Leckerlies geht? Oder nur um Strafe? Wenn der Mensch einfach nicht reagiert, wenn der Hund ihn auf Hundeart „anspricht“? Ich kann mir vorstellen, dass dann der Hund diesen Kanal einfach immer mehr dicht macht. Wenn diese, ich nenne es mal intuitive, energetische oder mentale Verbindung zwischen Hund und Mensch nicht aufgebaut wird? Es für den Hund sozusagen eine Sackgasse ist? Dass er denkt, so funktioniert das mit dem Menschen nicht. Wenn ich mir ansehe, wie wir mit unseren Hunden und sie mit uns in Verbindung sind, dann läuft da total viel über genau diesen Kanal. Die Leute finden es immer lustig, weil wir mit unseren Hunden auch viel reden und sie irgendwie auch mit uns. Und weil wir auch ziemlich zuverlässig auf Blicke von ihnen reagieren, wenn sie etwas von uns wollen. Wir sind sozusagen immer im Gespräch, und auch wir sind immer ansprechbar. Das finde ich gut, denn auch sie reagieren dadurch tatsächlich sehr prompt, wenn wir sie ansprechen. Was wir allerdings schon immer mit unseren jetzigen Hunden gemacht haben ist, dass wir auf eine Reaktion bestehen, wenn wir wirklich etwas von ihnen wollen. Wenn diese anfangs nicht nicht immer kam, haben wir sehr konsequent darauf bestanden. Nicht klassisch mit Belohnung oder Strafe, sondern eher mit einem energetischen „ey… ich rede mit dir!“. Aber auch das gehört für mich zu einer verlässlichen Kommunikation von beiden Seiten. Dass man den anderen eben nicht ignoriert, wenn der ein Anliegen hat. Ich glaube, das ist echt wichtig, um eben so im Gespräch miteinander zu bleiben. Wenn man sieht, wie Hunde miteinander im Gespräch sind, deren Kommunikation gut ineinander greift, bekommt man einen Eindruck davon, was ich meine. Wenn wir alle kein Anliegen haben, ignorieren wir uns übrigens tatsächlich die meiste Zeit vom Tag. „Hört“ doch bei euren Hunden mal genauer hin, wenn ihr es nicht eh schon tut.





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