Kommandos - ja, oder nein?
- B K

- 19. Feb. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Aug. 2023

Mein Weg hat mich ja mit einer recht fatalen Schleife über die ausschließlich positive Bestärkung erst zur körpersprachlichen Kommunikation mit Hunden geführt.
Davon war ich total begeistert, hatte ich doch damals mit Dino einen Hundetyp, der auf Konditionierung zeitweise echt gepfiffen hat und mich trotz hochwertigster und bedürfnisorientierter Belohnung für Dinge, die ihm wichtig waren, einfach hat stehen lassen. Körpersprachlicher Umgang funktionierte bei ihm 100x besser und ich hatte sehr schnell das Gefühl, die für diesen Hund passende Kommunikation gefunden zu haben.
Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich meine Hunde mit Kommandos erzogen, die wir oft geübt und natürlich belohnt hatten. Nun wollte ich von einem Tag auf den anderen umsteigen auf Körpersprache. Was natürlich nicht so ganz klappte. Der Hund verstand zwar recht schnell, was ich so ungefähr von ihm wollte, das war ein großer Fortschritt, aber diese 180 Grad-Drehung schaffte er dann doch nicht und auch ich hatte meine liebe Müh, die Dinge ohne Kommando und Belohnung bei ihm zu erreichen. Ich war ein bisschen enttäuscht. Mein Denken war auch einfach noch zu sehr kommando-orientiert.
Bei meinen nächsten Hunden sollte das ganz anders werden, und das wurde es auch. Fina und Jusha wurden praktisch ohne bewusst konditionierte Kommandos groß und wir haben wirklich nie etwas mit Belohnung geübt. Also nicht so klassisch mit Keks oder Spielzeug oder so.
Aber natürlich passiert Konditionierung auch einfach so nebenbei. Zum Beispiel haben wir das Wort “Auto” immer gesagt, wenn ein Auto kam und die Hunde zur Seite gehen sollten. Wir haben hier keine Fußwege, sondern nur Straße und Grünstreifen. Beim Satz “ da kommt ein Auto” sind wir immer gemeinsam an die Seite gegangen. Inzwischen ist das Wort “Auto” tatsächlich ein Kommando geworden, bei dem die Hunde an die Seite gehen und sich hinsetzen. So ganz nebenbei, dafür aber tatsächlich recht zuverlässig.
Das war für mich lange Zeit ein bisschen komisch, denn ich wollte ja nicht mehr klassisch konditionieren. Aber ich bin entspannt damit und die Hunde, insbesondere Jusha, müssen sich zB auch nicht unbedingt hinsetzen. Ich setze dieses "Kommando" also in der Form eigentlich oft nicht durch.
Inzwischen sehe ich das ein wenig lockerer. Es gibt nun mal Dinge, die sich einfach sehr gut konditionieren lassen, oder auch Hunde bei denen an bestimmten Stellen Konditionierung und Kommandos Sinn machen oder die ganze Sache erleichtern. Zum Beispiel auch ein gut konditionierter Abruf. Daher verteufele ich Kommandos schon länger nicht mehr.
Und ich denke, dass wir irgendwie alle mehr oder weniger nebenbei Kommandos benutzen, die wir schleichend konditioniert haben.
Was ich noch kritisch sehe, sind Kommandos, die einer Auflösung bedürfen. Also z.B. ein “Bleib” oder irgend etwas anderes, wo der Hund in eine Erwartungshaltung kommt. Denn diese erhöht eigentlich immer den Erregungslevel des Hundes. Nicht bei allen schlimm, aber doch bei vielen ein Problem.
Früher hatte ich ein “Fuß”. Da blieb der Hund so lange bei Fuß, bis ich ihn mit “okay” oder “lauf” wieder entlassen habe. Mein Dino war davon nicht so sehr gestresst, aber wenn ich das jetzt mit Jusha machen würde, dann würde sie mir wie eine Rakete nach vorn schießen, sobald ich das Kommando mit einem Wort auflöse. Ein “Fuß” oder so gibt es bei uns auch nicht.
Allerdings habe ich bemerkt, dass es Jusha deutlich leichter fällt, mit einem Kommando hinter mich geschickt zu werden, als wenn ich das körpersprachlich mache. Da ist aber auch meine Körpersprache ein bisschen viel für sie, die ja so fein reagiert. Selbst wenn ich nur ganz wenig mache. Also gibt es dafür jetzt tatsächlich das Kommando “hinter”. Im Gegensatz zu früher löse ich es aber nicht auf, sondern werde einfach nur wieder weicher und sie tastet sich dann wieder langsam an mir vorbei. Das gefällt mir ganz gut!
Ich bin also mittlerweile nicht mehr so festgelegt, sondern schaue einfach, wie es für den einzelnen Hund am besten passt. Dabei muss ich natürlich sehr im Auge behalten, welche Energie den Hunden gut tut. Das wäre bei Fina etwas ganz anderes, als bei Jusha.
Aber es ist ja immer besser, den Hund sehr individuell zu betrachten. Bei allem, was man mit ihm tun möchte.





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