Funktionierende Hunde
- B K

- 13. Apr. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juni 2024
Warum müssen meine Hunde nicht „funktionieren“? Und warum die klassische Hundeschule nichts für uns ist. Also für uns ganz persönlich!
Was jetzt überhaupt nicht heißt, dass ich das schlechtreden möchte! Ich ziehe den Hut vor gut gemachtem Hundetraining. Nur liegt mein Fokus mittlerweile bei den Hunden auf einer ganz anderen Ebene, dem sozialen Mit- und Untereinander. Wenn ich Hundeschulstunden beiwohne, habe ich also schnell ein Gefühl für die eventuellen Nöte der Hunde, die in diesem Setting vielleicht einfach nicht richtig abgeholt werden können.
Und ich möchte meine Hunde nicht nach meinen Erwartungen formen, sondern sie in ihrer Entwicklung begleiten. Dazu ist es unerlässlich, dass ich weiß, wer die tief in ihrem Wesenskern wirklich sind. Was sie ausmacht. Was ihre Bedürfnisse, was die Beweggründen für ihr Handeln sind. Was sie leisten können und was eben auch nicht. Und wie der beste Umgang mit ihnen ist, der sie in ihrem Wesen fördert.
Ich muss bei den Hunden auch wissen, wo ihre Grenzen sind, die ich wahren muss. Denn das soziale Zusammenleben mit Hunden ist, wie mit Menschen auch, ein respektvolles Geben und Nehmen. Ich kann nicht erwarten, dass der Hund freiwillig kooperativ ist, wenn ich über jede seiner Grenzen drübertrampele.
Fina als selbstständiger Partner kann Druck nur sehr schlecht aushalten und braucht eine sehr feine Führung auf einem schmalen Grad zwischen Fordern und Nachgeben.
Verlange ich bei ihr mehr als sie gerade leisten kann, ist sie nicht mehr in der Lage sich zu konzentrieren, geschweige denn zu lernen. Sie würde nur anfangen herumzufiddeln und sich und andere damit möglicherweise in Gefahr bringen.
Jusha als Leaderin der sozialen Mitte dagegen braucht eine sehr partnerschaftliche Führung, in der die sich auch selbst ausleben darf. Da sie grundsätzlich eher vorsichtig und schnell zu beeindrucken ist, lasse ich ihr wirklich viel Freiraum. Würde ich sie zu eng und mit dem Anspruch von Kadavergehorsam führen, würde ihr Selbstbewusstsein darunter sehr leiden und sie würde immer verhuschter und kleiner werden. Sie zieht ihre innere Stärke aus der sozialen Arbeit mit anderen Hunden. Kann sie da mit passenden Hunden wirksam sein, wächst sie gefühlt 10cm. Darf sie so was gar nicht machen, geht sie daran kaputt.
Klar könnte ich jetzt versuchen, sie mit klassischem Hundetraining dorthin zu biegen, dass sie gehorsam sind und in jeder Situation funktionieren. Das wäre im Alltag manchmal sicher hilfreich. Damit würde ich aber ihre Grenzen des Leistbaren übergehen und sie ins Funktionieren zwingen. Das hat für mich nichts mit einer sozialen Gemeinschaft zu tun und es würde bei ihnen langfristig auch nicht klappen. Denn unerfüllte Bedürfnisse machen Frust und Stress und das entläd sich dann an anderer Stelle. Hunde wie Fina gehen dann tatsächlich ganz gerne mal aggressiv gegen ihre Halter. Hunde wie Jusha wollen dann oft gar keinen Hundekontakt mehr haben, weil sie ja eh nicht agieren dürfen, und werden zu wirklich griesgrämigen Hunden.
Vielmehr muss ich schauen, was sie leisten können, und wie ich ihnen dabei helfen kann, ruhig und souverän durch unsere Welt zu gehen. Wie kann ich ihre resoluten fördern?
Ich muss wissen, welche Bedürfnisse an Führung der jeweilige der Hund hat. Braucht er eine enge Führung oder eine auf partnerschaftlicher Ebene? Oder braucht er die goldene Mitte, weil ihm weder zu viel Druck noch ein zu lockerer Umgang gut tut?
Wenn ich das alles weiß, fällt das Anlernen eines bestimmten Kommandos wie Sitz, Platz oder ein Bleib viel leichter, weil ich innerhalb der Grenzen des Hundes bleiben und das Training danach ausrichten kann. So vermeide ich eine Überforderung, die bei ihm nur Stress und bei mir nur Frust hervorrufen würde. Und man kann dann auch ihre Fähigkeiten wertschätzen und unterstützen.
Fina zB kann super neue Gebiete erkunden. Sie hat keine Probleme mit neuen Situationen.
Jushas Begabungen liegen entsprechend ihres Persönlichkeitstyps im sozialen Bereich. Sie erkennt sehr schnell, was andere Hunde brauchen und kann vielen Hunden bei ihren Problemen helfen.
Ich hab allerdings auch echt Glück mit den beiden, sie sind in unserem Alltag sehr gut zu händeln und benötigen keine besondere Übung.
Für einen anderen Persönlichkeitstyp als die meiner beiden hingegen ist die klassische Hundeschule total gut! Diese Hunde brauchen eine enge Führung mit klaren Grenzen und sie sind sehr froh, wenn man ihnen genau sagt, was sie tun und lassen sollen.
Über die Analyse der Persönlichkeit ist dann übrigens auch das hundegestützte Coaching möglich. Hunde können anderen Hunden und ihren Haltern bei Problemen helfen. Ganz grob wäre da eine Förderung der Resilienz das Stichwort. Aber da schreib ich ein andermal was zu.






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