Ein schwerer Anfang...
- B K

- 17. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Mai

Taron ist am 30.04.2025 zu uns gekommen. Wir haben ihn mit unseren Hunden gemeinsam angesehen, er war ein munterer und sehr agiler Welpe, der sich ganz normal, eher etwas aufgedreht gezeigt hat. Die Fahrt nach Hause war natürlich anstrengend für ihn und so war er den Abend ziemlich aufgeregt und durch.
Tags drauf war er sehr viel ruhiger, der Tag vorher war anstrengend gewesen. Es war auch sehr warm, er war ja eher Draußensein gewohnt. So haben wir uns noch keine Sorgen gemacht.
Als er am nächsten Tag aber noch immer so ruhig war und auch nicht mehr gut gefressen hat, haben wir ihn am Nachmittag um 16.30 Uhr unserer Tierärztin vorgestellt. Ich hatte sowieso einen Impftermin mit den Großen, er sollte eh mit, ein Tierarztbesuch zum Üben.
Dort war er wieder etwas munterer, hatte aber Fieber. Schleimhäute okay und auch sonst wurde nichts großartig auffälliges gefunden. Es gab eine Spritze gegen das Fieber und den Rat, wenn das Fieber nicht weggeht, am Wochenende zum Notdienst zu fahren.
Zuhause hat er sich jedoch innerhalb der nächsten Stunde so drastisch verschlechtert, dass wir sofort wieder losgefahren sind. Er war mega schlapp und hat wahnsinnig schnell geatmet. Beim Notdienst um 18.30 Uhr hatte er weniger Fieber, Schleimhäute okay und war auch wieder munterer. Weil ich so nicht ins Wochenende gehen wollte, haben wir ein rot-weißes Blutbild gemacht.
Dann kam der Schock: alle drei Blutkörperchenreihen, also die roten, die weißen und die Blutplättchen waren drastisch erniedrigt. Wer googeln möchte, das nennt sich "Panzytopenie". Ursachen können, ganz vereinfacht gesagt, etwas vom Knochenmark ausgehendes, ein Tumor, eine Infektion oder Blutparasiten sein.
Mit diesem Blutbild sind wir sofort in die Tierärztliche Hochschule nach Hannover weitergefahren. Dort wurde er um 20.30 Uhr aufgenommen. Um 23 Uhr hatten wir das erste Gespräch mit der Tierärztin, die uns sehr empathisch, aber auch sehr deutlich aufgeklärt hat. Taron war hochgradig beeinträchtigt, wurde intensivmedizinisch behandelt, bekam Antibiotika und Infusionen, brauchte viel Sauerstoff. Die Aussichten waren düster. Er baute einfach zu schnell ab und ohne richtige Diagnose konnte man nur auf Verdacht behandeln. Natürlich musste man auch schon an dieser Stelle über Geld sprechen.
Wir haben alles abgewogen und uns wegen seines sehr kritischen Zustands dafür entschieden, sein Leben an dieser Stelle zu beenden. Zu schlecht waren seine Aussichten, jemals ein unbeschwertes Leben führen zu können, selbst wenn er sich wieder berappeln würde. Also hatten wir ihn um 23.50 Uhr auf dem Tisch zum Einschläfern. Es hat uns das Herz gebrochen.
Im letzten Momennt haben wir uns jedoch, auch wegen des kurzen Satzes der Ärztin "Oder wollen wir doch...?" noch umentschieden. Wir konnten es einfach nicht! Wir konnten ihn nicht sterben lassen! Also Taron schnell wieder auf die Station in die Sauerstoffbox. Wir setzten auf die Möglichkeit einer Infektion, die antibiotisch zu behandeln wäre.
So fuhren wir nach Hause.
Am nächsten Tag hatte sich sein Zustand und leider auch sein Blutbild verschlechtert. Er wurde zunehmend septischer, im Röntgen Thorax und Sono Abdomen war nichts aufschlussreiches zu finden. Das Antibiotikum wurde gegen das sogenannte Reserveantibiotikum getauscht, weil das andere nicht wirkte.
Wir waren so unfassbar traurig und beschlossen, wenn er sich bis Sonntag vormittag nicht verbessert hatte, ihn dann gehen zu lassen. An diesem Tag konnte ich nicht aufhören zu weinen.
In der Nacht um 23 Uhr wurde ich angerufen. Man hatte im Blutausstrich Babesien gefunden. Das Medikament dagegen könnte man ihm gleich geben, jedoch bräuchte Taron eine Bluttransfusion, um eine bessere Ausgangsposition zu haben, denn seine eigenen Blutkörperchen waren ja fast gänzlich weg. Dem haben wir natürlich zugestimmt. Ein Hoffnungsschimmer!
Sonntag nachmittag hatte sich Tarons Zustand noch nicht gebessert, aber eine leichte Verbesserung der Blutwerte konnte verzeichnet werden.
Nun mussten wir schauen, ob er auch selbst wieder anfängt, Blutkörperchen zu bilden, oder ob die Verbesserung allein durch die Transfusion zustande kam.
Zum Glück bildete er selbst wieder Blutkörperchen und es ging langsam aber stetig aufwärts. Am Mittwoch Nachmittag konnten wir ihn abholen. Noch mit einer ganzen Latte an Medikamenten und der Auflage von regelmäßigen Temperatur- und Atmungskontrollen. Und natürlich sollte er sich nicht anstrengen. Den Nebenbefund Giardien mussten wir auch noch weiter behandeln.
Taron war durch die Tage in der TiHo etwas abgemagert, er wollte sich absolut nicht mehr anfassen lassen und hat sofort in alle Hände gebissen, die irgendwas an ihm machen wollten. Durch die notwendige Behandlung war sein Vertrauen erstmal ordentlich angeknackst. Und er war unglaublich unruhig. Er kam stundenlang nicht in den Schlaf und war echt durch. Rannte rum, biss in alles, steigerte sich furchtbar rein.
Aber es wurde besser. Das Futter hatte ich erstmal so gelassen wie in der Klinik, mit der langsamen Umstellung auf Barf wurde er aber deutlich zufriedener und konnte mal schlafen. Endlich nahm er auch wieder etwas zu.
Inzwischen hat er auch die zweite Behandlung gegen die Babesien überstanden. Er ist ein mutiger und quirliger Welpe, hat furchtbar dumme eigene Ideen und ist sehr meinungsstark. Oft diskutiert er lautstark mit uns und gibt nur sehr sehr ungern nach.
Jusha betreut ihn wunderbar, sie fängt seine Energie auf, macht Erziehungs- aber auch Vertrauensspiele mit ihm und hilft uns damit ungemein.
Fina positioniert sich auch recht gut mit ihm, sagt ihm, wenn sie etwas nicht will, lässt Nähe zu, sucht sie aber nicht aktiv. Eigentlich alles so, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Wir sind sehr glücklich, ihn noch bei uns zu haben und freuen uns sehr auf das Leben mit ihm, welches sicher nicht langweilig werden wird.
PS: Babesien sind durch Zecken, hauptsächlich durch die Auwaldzecke übertragene Blutparasiten. Früher gab es sie hier in unseren Breiten nicht, die Babesiose zählte zu den sogenannten Mittelmeerkrankheiten. In der letzten Zeit kommt die Erkrankung mit der Ausbreitung der Auwaldzecke auch zu uns. In den Köpfen vieler Tierärzte ist sie noch nicht so präsent, weswegen mit einem Test auf Babesien oft zu lange gewartet wird. Hat man schnell die Diagnose , kann auch schnell und effektiv behandelt werden. Die Praxis, wo Taron die zweite Spritze bekommen hat, hat mittlerweile fast wöchentlich einen Fall und sind da zu Glück sehr auf Zack!
Schützen tut nur ein gut wirksamer Zeckenschutz vor der Erkrankung, wenn der Hund mal eine infizierte Zecke hat.





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