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Die Zeiten ändern sich!

  • Autorenbild: B K
    B K
  • 8. Okt. 2023
  • 4 Min. Lesezeit


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Dies ist ein Text, den ich vor langer Zeit geschrieben habe. Ich glaube, es war 2015. Gerade ist er mir zufällig wieder untergekommen und ich fand es ganz berührend, aber auch spannend. Gerade rückblickend betrachtet von meiner jetzigen Warte aus gesehen. Ein Resümee von heute habe ich unten noch angehängt.




Die vergangenen Jahre haben viele Veränderungen gebracht. Mein Erfahrungsbericht:


Dino war 6 Jahre alt. Ein erwachsener und gefestigter Hund. Trotzdem gab es einige doch gravierende Probleme. Seine Jagdtriebigkeit wollte sich einfach nicht bessern. Trotz aller Versuche mit den verschiedenen Methoden. Auch sein ewiges „Problem“ des Aufnehmens von Essbarem draußen wurde zusehends schlimmer. Außerdem schien seine Bindung speziell an mich immer schlechter zu werden. Auf Spaziergängen entfernte er sich immer weiter und weiter von mir, er folgte jeder Spur, ließ sich zwar rufen, kam dann auch, driftete dann aber sofort wieder ab. Ich ließ ihn fast nur noch an der Schleppleine laufen. Jeder Spaziergang war irgendwie nur noch furchtbar.

Banshee’s Problem bei Hundebegegnungen besserte sich eigentlich auch nicht. Ich hatte zwar Strategien, das zu händeln, aber eigentlich keine Lösungsansätze.


Verschiedenste Trainingsmethoden brachten für all diese Baustellen überhaupt keine Besserung. Also suchte ich nach einer Lösung. Ich habe unglaublich viel gelesen, mir unglaublich viel Mühe gegeben bei der Umsetzung verschiedener Trainingsansätze.

Ich landete bei der „wegweisenden positiven Verstärkung“(CumCane, Trainieren statt Dominieren, EasyDogs, Markertraining…). Gewaltfreies Training… das kann ja nur gut sein! Eine meiner Hundebekannten machte dort eine Ausbildung, die ich verfolgte.

Die theoretische Grundlage dieser Methode war für mich total überzeugend. Die Theorien, wie Hunde lernen, wie sie verknüpfen, wie positives Verhalten gefördert und verstärkt wird, leuchteten meinem biologieinteressierten Kopf total ein!

Also trainierte ich mit meinen Hunden nach dieser Methode. Wir übten Zeigen und Benennen, Geschirrgriff, konditionierte Entspannung. Ich markerte positives Verhalten und es gab unterschiedlichste Belohnungen als Verstärker. Ich hatte immer verschiedene Leckerlies mit, Felldummies, Spielzeug, teilweise unterschiedliche Leinen…


Banshee fand das Training toll, es gab ja auch oft Belohnungen und Futter.

Dino fand das Training an sich auch toll. Er war schon immer sehr verfressen und deshalb gut mit Futter zu motivieren.

Allein der Erfolg wollte sich nicht einstellen…

Schlimmer noch, die Probleme wurden massiver! Dino entfernte sich auf den Spaziergängen immer weiter von mir. Und war dabei zunehmend aufgeregt. Die Gefahr, dass er dabei auf etwas jagdbares traf, stieg dadurch sehr! Ich musste höllisch aufpassen. Und ich musste immer geeignete Belohnungen dabei haben, die er auch als solche ansah.


Banshee’s Verhalten anderen Hunden gegenüber änderte sich kein Stück.

Aber viel schlimmer für mich war, dass BEIDE Hunde mir irgendwann nicht mehr freiwillig ohne Anreiz folgten. Sie blieben stehen, wenn ich weiterging. Gut, sie ließen sich rufen, kamen dann auch, es gab eine Belohnung und dann ging ich weiter. Und sie blieben wieder stehen und schauten mir hinterher. Ich konnte sie nicht wirklich dazu bringen, einfach mit mir mitzugehen. Gerade bei Banshee tat mir das sehr weh, denn sie hatte sich eigentlich sehr eng an mich gebunden. Schon ein paar Tage nachdem wir sie mit 6 Jahren bekamen, blieb sie ohne Leine immer in meiner direkten Nähe. Das hatte ich jetzt irgendwie verloren.


Ich wurde zunehmend gefrusteter! Ich hatte das Gefühl, je mehr Mühe ich mir gab, desto schlimmer wurde es.

Ich holte mir Hilfe in einschlägigen FB-Gruppen. Bei Leuten, die sich auskannten. Half leider nicht viel… Der letzte Tipp eines Fachmannes brachte das Fass zum Überlaufen und mit einem großen Knall verabschiedete ich mich von der „wegweisend positiven Verstärkung“!


Beim nächsten Spaziergang packte ich alle Belohnungen, Kekse, Wurststückchen, Spielzeuge und die Hundepfeife aus meinen Jackentaschen. Ich leinte die Hunde am Feldrand ab, sagte zu ihnen: „Kommt mit oder lasst es bleiben! Macht, was ihr wollt!“ Dann stopfte ich meine Fäuste in die Taschen und stapfte mit Tränen in den Augen los. Nach einer langen Weile wagte ich einen Blick – und beide Hunde waren da! Direkt hinter mir! Ganz nah! Mein Herz hüpfte... Wortlos und weinend ging ich weiter. Einen ganzen langen Spaziergang. Und noch viele weitere… Ich schaute nicht nach anderen Hunden und nicht nach Jagdobjekten. Hasen kreuzten meinen Weg kurz vor mir, ich ignorierte sie, schaute mich nicht um, meine Hunde blieben bei mir. Ohne Wort, ohne Geste, ohne Belohnung! Gut, bei ihren Feinden musste ich Banshee weiterhin anleinen, aber es war kein Vergleich. Die Hunde liefen einfach mit mir mit!


Was war passiert?

Ich glaube, ich hatte mich auf der Suche nach einer Lösung unserer Erziehungsprobleme irgendwie selber verloren. Je mehr ich mich mit theoretischen Trainingsansätzen beschäftigt hatte, je mehr ich gelernt und gelesen hatte, desto weiter war ich von mir, meiner Intuition und meinem Bauchgefühl weg gekommen. Die schlimmsten Auswirkungen hatte dabei tatsächlich das Training mit „wegweisend positiver Bestärkung“!


Langsam begab ich mich auf die Suche nach meiner Intuition und meiner Authentizität. Gar nicht so leicht, weil ich mich dabei auch noch gegen heftige Vorwürfe wehren musste, warum ich den „gewaltfreien Weg verlassen habe“. Viele (vermeintliche) Freunde wandten sich deshalb von mir ab. In Hundegruppen war ich jetzt oft die Böse, die “Gewalt” anwendet.

Doch ich hatte liebe Hilfe von lieben Menschen! Und so gehe ich seitdem mit meinen Hunden durch die Welt.


Die Veränderung ist bei beiden Hunden frappierend. Dino ist in fast ständigem Kontakt mit mir, er hat zwar seine HSH-typischen Eigenheiten und braucht immer noch manchmal ein Gespräch über Entfernung, aber es ist kein Vergleich! Und Banshee bleibt in meiner Nähe, wie früher!

Die größte Veränderung ist aber das innere Band zwischen mir und den Hunden. Ich benutze seitdem so gut wie keine konditionierten Kommandos mehr. Die Hunde hören mir zu und bleiben in meiner Nähe. Sie sind einfach DA!

Als Nebeneffekt sind beide insgesamt unglaublich entspannt geworden. Die ständige Erwartungshaltung, die man mit diesem Training produziert, scheint nicht besonders gut für die beiden gewesen zu sein. Dino hatte ja oft eine Magenschleimhautentzündung gehabt, das wurde merklich weniger.


Jeder Mensch ist anders. Jeder muss seinen eigenen Weg mit seinen Hunden finden. Und der kann ganz unterschiedlich aussehen.

Dies sind MEINE Erfahrungen und MEINE Meinungen, MEIN Weg. Und mit dem sind wir glücklich!


Resümee von heute: Damals, nach diesen Erfahrungen, war ich der positiven Bestärkung gegenüber ziemlich kritisch eingestellt. Heute hat sich das natürlich wieder beruhigt. Ich finde die positive Bestärkung, dort wo sie sinnvoll ist und vor allem in dem Maß, in dem sie sinnvoll ist, absolut richtig. Nur das Belohnen mit Futter im normalen Training kann ich wegen der Blockade, die ich seitdem habe, nicht mehr machen. Aber ich belohne natürlich dennoch positiv durch Zuwendung, Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Einzig den Blick meiner Hunde, wenn Futter beim Training im Spiel ist, halte ich nicht aus. Ausnahme natürlich Mantrailing o.ä.


 
 
 

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